merch

Shoppen Sie jetzt exklusive NIUS-Artikel. Werden Sie Teil unserer Bewegung!

Gesellschaft

Imame rufen zu Israel-Zerstörung auf: Erdogans Macht in deutschen Moscheen

Es ist eine bemerkenswerte Predigt.

Ein Imam mit weißer Takke-Kopfbedeckung spricht in die Kamera. „Jerusalem gehört den Muslimen. Palästina und Gaza sind Heimatländer der Muslime und werden es bis ans Ende der Zeit bleiben“, so der Mann auf Türkisch, der vor einer Landesflagge und einem grafischen Logo spricht, auf dem sich Buchstaben zu einer Moschee und zwei Minaretten formen. „Das zionistische Israel begeht in Gaza einen Völkermord mit seinen Angriffen, die auf einem schmutzigen und perversen Glauben basieren.“

...loading

Man könnte die Predigt als innertürkisches Problem abtun, doch das Minarett-Logo stammt von Diyanet und der Mann, der spricht, heißt Ali Erbas. Als Vorsitzender der Religionsbehörde hat Erbas auch massiven Einfluss auf Deutschland, gilt er doch als der verlängerte Arm Erdogans in der Bundesrepublik. Diyanet, und damit auch Erbas, zeichnen sich für die offizielle Positionierung der Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) verantwortlich, also der größten islamischen Religionsanstalt in Deutschland. Sie bilden Imame aus, setzen den Ton in Freitagspredigten, definieren die Lerninhalte des Religionsunterricht, kurz: Sie bestimmen, wie der Großteil der türkischstämmigen Muslime denkt.

Deutsche Lippenbekenntnisse

Die Predigt von Erbas wirft aber auch ein Schlaglicht auf ein weiteres Problem: Nie wurde deutlicher, wie sehr das deutsche Mantra „Nie wieder“ zu einem Lippenbekenntnis verkommt. Während man sich in Talkshowauftritten und Wahlkampfreden nicht zu schade ist, zu betonen, wie sehr man sich für den Schutz jüdischen Lebens einsetze, hat man zeitgleich kein Problem damit, mit Antisemiten auf staatlicher Ebene zusammenzuarbeiten und sie zu hofieren.

Ali Erbas und Recep Tayyip Erdoğan beim Händeschütteln 2019.
Ali Erbas und Recep Tayyip Erdoğan beim Händeschütteln 2019.

Israel, „ein rostiger Dolch“

Erbas’ Rede von vergangener Woche ist dabei kein Produkt, das im Vakuum entstanden wäre. Bereits am 13. Oktober sagte er, Israel sei „ein rostiger Dolch“, der „im Herzen der islamischen Geographie“ und Muslime auf verschiedenste Arten „unterdrückt“ hätte. Völkermord-Analogien, der Aufruf zur Zerstörung Israels, Metaphern von rostigen Waffen: Die Wortwahl Erbas’ ist das Einmaleins, das auch Hamas nutzt, um Terror gegen die Zivilbevölkerung zu legitimieren.

Dabei ist der Antisemitismus von Ditib schon lange zurückverfolgbar.

2014 soll ein Hannoveraner Ditib-Vorstandsmitglied während des Gaza-Kriegs laut NDR ein Video kommentiert haben – und zwar mit diesen Sätzen: „Ihr verfluchten Israelis (...) Ich verfluche euch und Hitler, dass er euch nicht ausgerottet hat“. Ein Nürnberger Vertreter hingegen, Ali Parlayan, teilte 2021 einen Beitrag mit den Worten: „Möge dein Stamm ausgetrocknet werden, Israel. Möge Gott euch vernichten und im Höllenfeuer verbrennen. Möge Gott uns das noch in unserem Leben erleben lassen“.

Noch am selben Tag verbreitete besagter Parlayan antisemitische Karikaturen. Auf einer zu sehen: ein Israeli, der an Adolf Hitler erinnert, der ein Kleinkind erschießt und mit der anderen Hand die Kamera eines Reporters zuhält. Die andere zeigt auf eine Person mit Schläfenlocken und Davidstern auf der Brust, die sich den Fuß in Schmerzen hält, während mehrere Kameras auf sie gerichtet sind. Abseits der Kamera: ein Palästinenser, der seine beiden Beine verloren hat. Es sind Darstellungen, die den Nahostkonflikt in Gut und Böse einteilen. In diesen ist Israel stets das Böse, nein: das ultimative Böse.

Judenfeindliche Karikaturen sind bei Ditp keine Seltenheit.
Judenfeindliche Karikaturen sind bei Ditp keine Seltenheit.

Die Liste lässt sich dabei ewig fortsetzen. 2018 mussten in der Ditib-Moschee im nordrhein-westfälischen Herford Kinder in Militäruniform eine Schlacht nachspielen. Wenig später wurde publik, dass Ditib-Imame für den türkischen Staat Spionage betrieben. 2020 wurde in Moscheen der Sieg Aserbaidschans gegen Armenien in Bergkarabach bejubelt. 

Dem Muezzin-Ruf folgend: staatliche Zusammenarbeit mit Ditib

Umso verwunderlicher, dass die Bundes- und Landespolitik Ditib noch immer hofieren. Rheinland-Pfalz gestand dem Verband in einem Anfall von Toleranz für intolerante Veränderungen zu, die für eine weiter Zusammenarbeit nötigen Reformen vorzunehmen. Diese geschahen nicht, ganz und gar nicht, aber die stattliche Kooperation wirkt dennoch fort.

In Hessen wird beim Schulunterricht nach einem Gerichtsentscheid weiter mit Ditib kooperiert. Das Land Nordrhein-Westfalen, also das Bundesland, in dem der Ministerpräsident Hendrik Wüst unlängst sagte, der Muezzin-Ruf könne einen Beitrag zur Integration leisten, hat beschlossen, die Ditib wieder als Partner für den islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen zu akzeptieren. An der repräsentativen Kölner Zentralmoschee der Ditib, einem Megakomplex, der einer Machtdemonstration des türkischen Staates in einer deutschen Stadt gleichkommt, hallt inzwischen freitags der Gebetsruf durch die Straße. 

In der Kölner Zentralmoschee ruft der Muezzin erstmals über Lautsprecher zum Gebet.
In der Kölner Zentralmoschee ruft der Muezzin erstmals über Lautsprecher zum Gebet.

Auch die Bundespolitik agiert hier, vorsichtig ausgedrückt, zaghaft. Die Ditib nimmt immer noch an der Islamkonferenz teil, einem Gremium, das immer wieder in die Kritik gerät, weil sie einschlägig bekannte Akteure einlädt. „Eingeladen sind die üblichen Verdächtigen. Eine Bühne bekommen fast nur diejenigen, die die Agenda der Bundesinnenministerin unterstützen“, warnte Islamexperte Ahmad Mansour erst letztes Jahr. Diese Unterstützung manifestiert sich auch in einer etwas befremdlich anmutenden Schwerpunktsetzung zum Thema Muslimfeindlichkeit – einem Narrativ, das immer wieder von Islamisten ins Feld geführt wird, um die eigene Opferposition in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu betonen.

Nun ist es soweit – und nichts eignet sich dafür besser als der Nahostkonflikt. Dabei ist die Haltung der Ditib unmissverständlich – und an keiner Person wird das deutlicher als am türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan. Bei einer „pro-palästinensischen“ Kundgebung am Wochenende in Istanbul sprach auch der „Reis“, wie Erdoğan immer wieder genannt wird. „Wir werden Israel einen Kriegsverbrecher nennen.“ Der Staat sei ein Besatzungsregime, dem der Westen vielleicht etwas schulde – nicht aber die Türkei. 

...loading

Dass die Absichten der Türkei weiter gehen als lediglich in der Kritik an der Regierung Netanjahu wurde 2015 deutlich.

Damals sagte Erdoğan bei einer Wahlkampfveranstaltung: „Eroberung heißt Mekka, Eroberung heißt Sultan Saladin. Eroberung heißt, in Jerusalem wieder die Fahne des Islam wehen zu lassen!“

Es sind Sätze, die auch in deutschen Ditib-Moscheen gespiegelt und gepredigt werden. Es sind Sätze, die sicher stellen, dass eine ganze Generation mit antisemitischen Weltbildern aufwächst. 

Mehr NIUS:
Jüdin spricht Klartext: „Wir erleben einen islamistischen Tsunami“

gefällt ihnen dieser artikel?

Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus mit einem flexiblen Betrag

Article background picture
Small logo
Gesellschaft
Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmund warnt vor Migration: „Was wir in den Schulen erleben, macht mir am meisten Sorgen“
von Redaktion
Article background picture
Small logo
Ausland
US-Investmentguru schreibt Trump: „Vom Aufbruch zur Unsicherheit – ein offener Brief gegen die planlose Sabotage“
von Redaktion
Article background picture
Small logo
Kissler Kompakt
Der dramatische Absturz der Union ist ein Hoffnungszeichen
von Alexander Kissler