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Wirtschaft

50 Prozent erneuerbarer Strom: Warum das keine Jubel-Meldung ist

Deutschland hat erstmals die Hälfte seines Stroms aus Erneuerbaren Energien gewonnen. Was das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium von Robert Habeck (Grüne) zusammen mit zahlreichen Medien als riesigen Erfolg feiert, ist in Wahrheit keine Jubel-Meldung.

NIUS erklärt anhand von 3 Fakten, warum das so ist:

Robert Habecks Ministerium feierte die Meldung.
Robert Habecks Ministerium feierte die Meldung.

1. Stromverbrauch:

Der Anteil der Erneuerbaren Energien (EE) war in diesem Jahr nur so hoch, weil der Stromverbrauch in Deutschland so niedrig war wie seit der Wiedervereinigung. Allein gegenüber dem Vorjahr ist der Stromverbauch um 8 Prozent gesunken, um rund 25 Milliarden Kilowattstunden. Das liegt zum einen daran, dass die privaten Haushalte infolge des Krieges in der Ukraine und der höheren Strompreise weniger Strom verbraucht haben.

Viel entscheidender ist aber, dass die Industrieproduktion in Deutschland eingebrochen ist. Die energieintensiven Industrien haben 2023 etwa 20 Prozent weniger produziert, was den Hauptteil des geringeren Stromverbrauchs ausmacht.

Und wenn die gesamte Stromproduktion in Deutschland – der Strom-Kuchen – kleiner wird, wirkt jedes einzelne Stück der Produktion für sich genommen größer. Teil der Erfolgsmeldung „mehr als 50 Prozent Strom aus Erneuerbaren“ ist also, dass Deutschlands als Industriestandort schwächer und schwächer wird.

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2. Strom-Importe:

Deutschland war immer ein Land, das mehr Strom an seine Nachbarn abgegeben hat, als es von ihnen bekommen hatte. Das ist seit diesem Jahr nicht mehr so: Statt – wie 2022 – 27,3 Milliarden Kilowattstunden Strom zu exportieren, hat Deutschland in diesem Jahr knapp 10 Milliarden Kilowattstunden Strom importiert.

Der Import-Export-Saldo Deutschlands über die Jahre. (Quelle: Energy-Charts)
Der Import-Export-Saldo Deutschlands über die Jahre. (Quelle: Energy-Charts)

Interessanterweise ist der Import-Export-Saldo umgeschlagen, als Mitte April die verbliebenen drei Atomkraftwerke abgeschaltet wurden, die konsistent sauberen Strom geliefert hatte. 

Teil der Erfolgsmeldung „mehr als 50 Prozent Strom aus Erneuerbaren“ ist also auch, dass Deutschland immer weniger Strom selbst importiert und sich von den günstigeren Lieferungen aus dem Ausland abhängig macht – dabei ist freilich auch Atom-Strom aus Frankreich und anderen Ländern unter den Importen.

3. Ausbau vs. Produktion

Richtig ist: Erneuerbare Energie werden 2023 erstmals mehr als die Hälfte des Stroms in Deutschland liefern. Das geht aus Hochrechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor.

ABER: Im Vergleich zum bisherigen EE-Rekordjahr 2020 ist das nur ein Plus von etwa 6 Prozent. 

Dabei ist die installierte Leistung an Erneuerbaren im selben Zeitraum um 27 Prozent gestiegen. Das zeigt, wie volatil, wenig verlässlich und nicht einplanbar die Strommenge ist, die Eneuerbare liefern. Der Zubau war dreieinhalbmal so hoch wie der Zuwachs an Strom.

Fazit:

Die Erneuerbaren haben erstmals mehr als die Hälfte des Stroms besorgt – jedoch immer nur dann, wenn Wind und Sonne es wollten. Vor allem aber nur, weil Deutschland immer weniger eigenen Strom produziert und zudem weniger Strom verbraucht. Nicht aber, weil die Bürger plötzlich zu Energie-Sparern geworden sind, sondern weil die Industrie im Land die hohen Strompreise nicht mehr finanzieren kann und deshalb die Produktion drosselt.

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